Mittwoch, 5. Februar 2020

Seite 5 - Die himmlische Jungfrau






















Rest des letzten Satzes von Seite 4 {...}: 
{Da doch Christus gantze Nächte im Gebet verharret, auch bis aufs Blut im Oel-Garten gerungen, wie die wahren Anbeter (so wohl auch dieser arme Streiter)}
für ihr Heil wißen, daß mit kraftlosen Stoß-Gebetlein der Satan nicht zu überwinden, es will ein großer Ernst da sein, der nicht nur durch die Wolken der Eitelkeit dieser Zeit, sondern durch die Hölle durchdringet p.
d. 1. Augst 1706 p.

Die himmlische Jungfrau entgegnet dem Gemüth anfangs nach der strengen Feuers-Geburth, welche die Seele finden wird, wenn sie im Gebet fleißig einkehret: Weßwegen das Gebet keines Weges schläfrig zu treiben, der Feind ist listig p.p.
Was anlanget, ob Gott auch mit dem Menschen spreche, als vor Alters: muß man wißen, daß Gott kein stummes Wesen; denn wo Er sich im Menschen offenbaret, da gebieret Er Sein Wort oder Sohn, und das ausgesprochenen, ist die Jungfrau der Weißheit, Gott im himmlischen Wesen ein Urim und Thumim* mit beiden himmlischen Tincturen, ein eßentiales Wort, so dem suchenden Gemüthe in allen Gebeten Gottes Willen dargiebet, auch in allen Fürfällen, wenn der Mensch nur Gott um Rat fraget, die Aufschließung im Gemüth ist, darauf der Mensch fußen, und in Gottes Wegen ohne Anstoß wandeln kann. Was aber mentalische, lautende oder schallende Worte Gottes anlanget, das wiederfähret nicht einer jeden Seele, geschiehet auch nicht alle Tage p.
d. 1. Augst 1706.

Das innere Gebet ist ein Wandeln mit Gott, und von Seiner Kraft eßen, und ist innenwärmend, gleich wie das äußerer Eßen im Gleichniß auch ist, ob der Mund schon nicht den gantzen Tag ißet, sondern seinen Tempora hat, da es das Mahl hält; die Lebens-Geister aber eßen allezeit, und ziehen die Kraft der Speise in sich, also auch mit dem Gebet zu verstehen ist, der Geist des Menschen ziehet sich aus allen Kräften zusammen in ein Auge, oder Immagination welche der Seelen-Mund heißet, und ißet Christ Fleisch und Blut als himmlische Wesenheit in seinen Hunger ein, und teilets in alle Eßentien der Geistes aus.

Anfang des letzten Satzes, der auf der nächsten Seite beendet wird:
Wenn nun die Eßentien in einem Liebeswillen stehen, und sich vertragen, so kann der Seelen-Mund ohne Mühe eßen, und ist das Gebet kräftig und kurtz, dafern aber die Lebens-Gestalten in einem wiederwärtigen Hunger stehen, und sich mit und unter einander würgen, davon entsteht Angst in der Seelen, dass sie sich aus dem Zornfeuer heraus ziehen muß, {...}

*):
Urim und Thummin sind die Orakelsteine des Hohepriesters der Iraeliten. Übersetzt aus dem Hebräischen  bedeuten die Worte "Licht und Recht".

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