{Anfang des letzten Satzes von Seite 14: Gleich mir in der Zeit mit Jacob. B.* wiederfahren, ich konnte nicht einen Versicul** lesen, ich mußte das Buch niederlegen, im Verborgenen auf die Knie fallen und beten, womit sich der Geist durch die Gestalten, auch alle 3 Principia im Worte gebahr, wann ich gieng oder stand, auch des Nachts ruhete,}
so stund das göttliche Gewächs nicht still, und war alle Morgen neu.
Man weiß anfangs aber sich nicht zu
moderiren, weil man den äußeren Natur- und inneren Lichts-Hunger nicht
unterscheiden kann, dahero man das Rad von außen zu streng treibet, welches den
Leib abmattet.
Da hingegen, wenn man nur mit dem
Hertzen betet, worin der Lichts-Hunger ist (welches wir an Br. Jan M. das
übersinnliche Wirken heißen), so mattets nicht nur den Leib nicht ab, sondern
das Licht treibet die Gestalten sanft, daß man in so kurtzen Tagen als 3 sind,
durch die Principia zur Geburt im Licht kommen kann, da man mit dem finsteren
Treiben im Feuer in 3 wochen ja nimmermehr so weit fördern kann, weil das Rad
im Finsteren stehen bleibet; dahero man auch nicht zum Lichte kommt, noch weiß
was Gestalten sind, welche allein in der Jungfrauen verstanden werden p.
Christus sagt auch: Würket Speise die
nicht vergehet, sondern bleibet im ewigen Leben, welche euch des Menschen Sohn
(das ist die Jungfrau, unsere himmlische Gebär-Mutter) giebet.
Welches für Anfänger die schwerste
Arbeit unter der Sonnen, gleich mehr gute Hertzen wohl gesagt, sie wollten
lieber den gantzen Tag die schwerste Hauß-Arbeit thun, als eine Stunde in Geist
und Wahrheit beten, es heißet aber Omne Principium Grave***, wie in allen
natürlich Dingen, also auch im Geiste. Es kommt aber dieses Falls dabei zu weil
der äußere Mensch bei Schwachen oder Anfängern das Rad zu stark anziehet mit
der finsteren Begierde, weil der äußere Mensch gern wollte Licht sein (welches
bei Vollkommenen nicht ist, welchen Finsterniß und Licht im äußeren Menschen
ein) es verlernet sich aber von selbsten, wenn durch die Erfahrung gewahr wird,
daß die Finsterniß das Licht nicht begreifen, oder ergreifen kann, so schöpfet
der Geist einen neuen Willen aus der Finsterniß aus Zugehen, welches der
Lichts-Wille heißet, welcher das sanfte Eine Element des Geistes ist worin die
gestalten einander lieben, und sich untereinander freundlich gebären, daß gantz
kein Rügen oder Stachel der Eßentien ist, herbe wider {Rest des letzten Satzes, der auf der nächsten Seite beendet wird: bitter, und bitter wider Angst,
gleich im finsteren Willen ist, und die Gestalten gebähren einander doch im
Willen, so aber im finsteren lauter Feindschaft.}
Anmerkungen:
*): Jakob Böhme, 1575-1624, deutscher Philosoph und Mystiker
**): Versiculus = das Verslein
***):Omne Principium Grave = Aller Anfang ist schwer
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