Mittwoch, 6. Mai 2020

Seite 15 - Aller Anfang ist schwer























{Anfang des letzten Satzes von Seite 14: Gleich mir in der Zeit mit Jacob. B.* wiederfahren, ich konnte nicht einen Versicul** lesen, ich mußte das Buch niederlegen, im Verborgenen auf die Knie fallen und beten, womit sich der Geist durch die Gestalten, auch alle 3 Principia im Worte gebahr, wann ich gieng oder stand, auch des Nachts ruhete,}
so stund das göttliche Gewächs nicht still, und war alle Morgen neu.

Man weiß anfangs aber sich nicht zu moderiren, weil man den äußeren Natur- und inneren Lichts-Hunger nicht unterscheiden kann, dahero man das Rad von außen zu streng treibet, welches den Leib abmattet.
Da hingegen, wenn man nur mit dem Hertzen betet, worin der Lichts-Hunger ist (welches wir an Br. Jan M. das übersinnliche Wirken heißen), so mattets nicht nur den Leib nicht ab, sondern das Licht treibet die Gestalten sanft, daß man in so kurtzen Tagen als 3 sind, durch die Principia zur Geburt im Licht kommen kann, da man mit dem finsteren Treiben im Feuer in 3 wochen ja nimmermehr so weit fördern kann, weil das Rad im Finsteren stehen bleibet; dahero man auch nicht zum Lichte kommt, noch weiß was Gestalten sind, welche allein in der Jungfrauen verstanden werden p.
Christus sagt auch: Würket Speise die nicht vergehet, sondern bleibet im ewigen Leben, welche euch des Menschen Sohn (das ist die Jungfrau, unsere himmlische Gebär-Mutter) giebet.
Welches für Anfänger die schwerste Arbeit unter der Sonnen, gleich mehr gute Hertzen wohl gesagt, sie wollten lieber den gantzen Tag die schwerste Hauß-Arbeit thun, als eine Stunde in Geist und Wahrheit beten, es heißet aber Omne Principium Grave***, wie in allen natürlich Dingen, also auch im Geiste. Es kommt aber dieses Falls dabei zu weil der äußere Mensch bei Schwachen oder Anfängern das Rad zu stark anziehet mit der finsteren Begierde, weil der äußere Mensch gern wollte Licht sein (welches bei Vollkommenen nicht ist, welchen Finsterniß und Licht im äußeren Menschen ein) es verlernet sich aber von selbsten, wenn durch die Erfahrung gewahr wird, daß die Finsterniß das Licht nicht begreifen, oder ergreifen kann, so schöpfet der Geist einen neuen Willen aus der Finsterniß aus Zugehen, welches der Lichts-Wille heißet, welcher das sanfte Eine Element des Geistes ist worin die gestalten einander lieben, und sich untereinander freundlich gebären, daß gantz kein Rügen oder Stachel der Eßentien ist, herbe wider {Rest des letzten Satzes, der auf der nächsten Seite beendet wird: bitter, und bitter wider Angst, gleich im finsteren Willen ist, und die Gestalten gebähren einander doch im Willen, so aber im finsteren lauter Feindschaft.}

Anmerkungen:
*): Jakob Böhme, 1575-1624, deutscher Philosoph und Mystiker
**): Versiculus = das Verslein
***):Omne Principium Grave = Aller Anfang ist schwer



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