Montag, 18. Mai 2020

Seite 19 - Das Lebenskreuz






















Also wenn der Sp. M. jetzto die Menschen nach dem thierischen Leibe durch Ecstases außer sich selbst bringen, daß sie als ungefühlig und erstarret daliegen, wann sie wieder zu sich kommen, ists der alte Mensch, welcher sich übersinnliche Freiheit nimmt, und damit in ein unordentliches wüstes Leben hingeräth, wie viel Exempel vor Augen p.p.
d. 19. Marti. 1708

Wir erinnern euren Geist, euers eigenen Wortes, im Brieflein an uns, da ihr nicht anders zu schreiben wißet, als die Kinder-Stimme: Ich habe euch lieb!
Fahret mit eurem Willen-Geist, aus der Stirn diesem hall nach, so werdet ihr finden, wo das Kindlein Jesus, euer inwendiger Mensch seinen Sitz hat, als in seiner Matrice, und mit großem Wunder schauen, wohin euch die Kindlein weisen, (in denen der engelische Grund noch spielet) nemlich in die Brust, allwo der Spiegel der himmlischen Jungfrauen ist, und hierin ists, dass der Geist im Beginn unserer Bekanntschaft, die zusammen geraffte Sinne und Gemüth eingeworfen; Continuiret damit immer fleißig zu, und laßets euere Arbeit in allen Gebeten sein, versammelt euren Geist in Eins, und leget ihn in der Mutter Schoß ein; Sie wird ihn in ihrem H. Element empfindlich neu gebähren; die lebendig fühlende Kraft soll eurem alten Adam* dermaßen erquicken, daß diese gantze Welt, mit aller Süßigkeit, lauter Quahl dagegen p.p.

Der allerheiligste Ort ist Ternarius Sanctus**, unserer l. Mutter Braut-Cammer, darin als in dem Auge der göttlichen Weißheit alle Principia in einem Punkt zusammenlaufen; Vater, Sohn und H. Geist, mit der Weißheit umgeben, Eins in unserem Geiste.
Dieser jungfräuliche Spiegel, wie Eingangs aufgehoben, stehet aufm Lebens+ [Lebenskreuz] in der Brust, und centriret sich im Mittelpunkt, zwischen beiden Armen.

Hierin müßet ihr euren Geist mit der Immagination gewöhnen, auf daß die Sinnen die göttliche Kraft in sich faßen, zum Nutriment***) Seelen und Geistes so werden alle finsteren Bilder in der Vernunft fallen, inmaßen wir in allen Gebeten, El. alle drei darin als in unserer himmlische Matricern eingebähren, und euren geist mit dem heiligen Tinctur-Feuer Vaters und Sohns anzünden und heiligen, und damit im H. Feuer zum lieblichen Geruch {Rest des letzten Satzes, der auf der nächsten Seite beendet wird: in Gott auffahren (und dieses ists, daß euer Geist dies wonnesame Licht von ferne siehet, und die Strahlen davon auffaßet, wann ihr ihn aber werdet mit der Immagination, als gesagt ist gewöhnen, und herzu an den rechten Locum führen, so wird euch das Licht nahe werden) ob wir El. möchten lüstern machen, dem Aas in eurer eigenen Creatur nachzuspüren, und auf den göttlichen Kraft-Punkt zu kommen, worin ihr alle Brüder umhälsen und faßen werdet können, und nicht in der Tiefe des Gemüths herumschweben, und auf ein Nonens [non ens] in Ungewißheit würken dürfet, so doch keine Fixität giebet, weil Gott von uns nicht erreichet werden kann, als nur in Christo der Jungfrau, worin  die Gottheit im Wesen wohnet, und sich der Seelen wenn sie treu ist, seiner Zeit, von Angesicht zu Angesicht offenbaret.}

*) alter Adam = Körper
**) ternarius sanctus = Heilige Dreifaltigkeit
***) Nutriment = Nahrung

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