Montag, 11. Mai 2020

Seite 16 - Die monstrosische Ungestalt























{Rest des letzten Satzes von Seite 15:} bitter, und bitter wider Angst, gleich im finsteren Willen ist, und die Gestalten gebähren einander doch im Willen, so aber im finsteren lauter Feindschaft.

Gleich bei Vorbild ihrer zwei oder mehr, welche in Feindschaft stehen, und aus einem Wort in ein gantz Rad kommen, da ein giftig Wort das andere gebieret.
Aber bei guten Hertzen, die in einem Willen der Liebe stehen, gebähren sich die Gestalten im Licht, da eines dem anderen das Hertz aufschließet, eine Gestalt oder Wort liebt des anderen Gestalt oder Wort, woraus sich zuletzt ein groß Licht anzündet, welches Christus ist, wann sich ihrer 2 oder 3 also gebähren.
Wann ihr auf diesen Grund im Gemüth kommt, werdet ihr euch in den finsteren Gestalten nicht lange aufhalten, sondern Sinn und Gemüth im Finsteren zuschließen, und nicht speculiren, ob man wohl die Finsterniß durchgehen muß, weil kein Licht ohne Finsterniß ist.
Das Feuer der Angst aber ist die Scheidung der finsteren und Licht-Welt, da mit Zersprengung der Angst-Cammer der Blitz oder Blick des ewigen Lebens aufgehet, worauf es gantz Tag wird.
Wann man aber die Liebe zum Vorwurf hat, und nichts anderes ins Gemüth einläßet als Liebe, so gehets im Feuer auch sehr sanft, welches so dünne wird als das Licht selber.
Also erfordert die göttliche Geburt mehr ein Nichtselber Würken als ein eigen streng Würken.
Darum besteht das Inwendige auch nicht in Gebotten, gleich das gantze Evangelium lauter Erweckung in sich hat. Niemand kann zweyen Herren dienen; sorget nicht, sammelt nicht Schätze; liebet einander als Ich euch geliebet habe. p.p.

Merket dannenhero (?) mit der A.B.C. Schule, da Consonantes und Vocales krauß durcheinander stehen, den äußeren Geist oder Sp. M. in Gut und Böse, mit welchem Gott zu unserer Belehrung und Erneuerung den Anfang machet, und sich in Tinctura solis*, als den reinesten paradeisischen Theil im Gemüth eröffnet, davon der Sp. M. räge wird, und einen Spiegel bekommt, worin er seine monstrosische Ungestalt erblicket, und findet, daß er nach dem Leibe ein Thier, und nach der Seelen ein Teufel; davon er in große Reue, Abstinentz und Poenitentz** {Rest des letzten Satzes, der auf der nächsten Seite beendet wird: fället (dieses ist die erste Schwängerung, so durch Immagination geschiehet, als da des Menschen Geist imaginiret, in den jungfräulichen Spiegel Gottes, in der Tinctur eröffnet) da in der großen Angst die Welt (der Microcosmus, als die Gebär-Mutter) zu enge machen will; weil der Sp. M. aber gar unfix und blöde, anstatt daß er durch Gebet durch die Angst-Cammer durchdringen und das himmlische Feure anzünden soll, so fället er auf äußere Extrema und schmücket sein Thier mit einem frommen Kleide p.p.} 

*) tinctura solis = in der Alchemie ein golderzeugendes Präparat
**) Pönitenz = Buße

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